Windkraftanlagen ein Schandfleck?

 

Das ist Ansichtssache. Wir haben nichts gegen freie Meinungsäußerung. Auch Herr Bonifatius von Twickel hat das Recht, gegen Windkraftanlagen zu sein. Wenn er das aber sehr subjektiv und mit falschen Fakten begründet, dann muss einiges zurecht gerückt werden.

 

1.) Landschaftsbild

Das Landschaftsbild ist seit langem vom Menschen mitgeprägt. Wasser- und Windmühlen sind seit Generationen Teil auch unserer münsterländischen Kulturlandschaft. Durch Abholzung und Braunkohletagebau wurden große Flächen der Landschaft bei uns und in anderen Ländern unwiederbringlich zerstört. Das Ausmaß der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ist jedoch stets eine subjektive Empfindung des Menschen.

Bei der Fahrt von Nottuln nach Karthaus stört die neue Windkraftanlage nur, wenn man eine ausgesprochene Aversion gegen solche Anlagen hat.

Auch unser schönes Münsterland ist durch Schnellstraßen, Industriegebiete, Einkaufszentren und Neubaugebiete nachhaltig verändert worden. Ein Wald von Hochspannungs- und Mobilfunksendemasten überzieht das Land. Damit müssen und können wir leben - mehr oder weniger gut.

 

2.)  Milliardensubventionen

Zu den angesprochenen Milliardensubventionen ist zu sagen: Mit dem Preis, den der Verbraucher für seinen Strom bezahlt, finanziert er die noch überwiegend fossilen Kraftwerke, den Einkauf des Energieträgers, die Leitungsnetze, den ganzen Verwaltungsaufwand, die Aufsichtsräte und - wie wir seit neuestem wissen - auch andere Personen mit Einfluss.  Der Verbraucher nimmt die Umweltzerstörung, Luftverschmutzung und den Ressourcenverbrauch zumeist schweigend in Kauf. Natürlich sind in dem Strompreis auch die Kosten für die Kernkraftwerke und den Abbau derselben sowie teilweise die Lagerung des atomaren Abfalls enthalten. Da nimmt sich der per Einspeisegesetz festgelegte Aufschlag für regenerativ erzeugte Energie von 0,002 Euro pro kWh relativ bescheiden aus. Für den Durchschnitts-haushalt (4 Personen) ergibt dies jährlich einen Betrag von 6 bis 8 Euro.

 

3.) Nulleffizienz

Auch hier argumentiert Herr von Twickel mit falschen Fakten. Natürlich ist es von größter Bedeutung zu wissen, ob eine Windkraftanlage für ihre Herstellung und den Betrieb mehr Energie verbraucht, als sie letztlich durch Nutzung der Windenergie erzeugt.

Dieser Frage sind auch die Wissenschaftler Pick und Wagner vom renommierten Institut “Ökologisch verträgliche Energiewirtschaft” der Gesamthochschule Essen nachgegangen. Sie kommen zu dem Schluss:

“Mit einer Windkraftanlage lässt sich während der 20jährigen Nutzungsdauer rund 30 bis 70mal so viel Energie gewinnen wie für ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung verbraucht wird. Bei konventionellen Kraftwerken beträgt dieser „Erntefaktor“ nur 0,3 bis 0,4, da während des Betriebs ständig Energie in Form von Rohstoffen zugeführt werden muss. An einem guten Standort kann eine Windturbine schon in drei bis sechs Monaten die für Herstellung, Betrieb und Entsorgung verbrauchte Energie wieder erzeugen”.

Am Ende der Betriebszeit ist die Anlage in wenigen Wochen einfach abzubauen und teilweise wieder- oder weiterzuverwenden. Zum Vergleich: Der Abbau eines Kernreaktors dauert Jahre und kostet mehr als der Aufbau der Anlage.

 

4.) Alternativen

 

Es hat schon immer Gegner gegen technische Innovationen gegeben. Man denke nur an den Protest gegen Eisenbahnen, Autos und die Mechanisierung vieler Arbeitsabläufe selbst in jüngster Zeit. Oft war der drohende Verlust von Arbeitsplätzen eine wesentliche Motivation. Was bei den Gegnern der Windenergie nicht der Fall ist.  Doch auch sie haben berühmte klassische Vorläufer. Beispiel: Don Quijote!

Auch den Gegnern der Windkraftnutzung müsste klar sein, dass der bisherige Energieverbrauch drastisch reduziert werden, kohlenstoffreiche Energieträger wesentlich effizienter genutzt und der Anteil an erneuerbaren Energien am verbleibenden Energiebedarf  kontinuierlich und schnell gesteigert werden müssen.

 

Wenn Bürger Wind- oder Wasserräder, Solardächer oder Biogas-Anlagen verhindern wollen, dann sollten sie zunächst glaubhaft darlegen, wie sie in ihrer Kommune den Energieverbrauch drastisch senken, den Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2010 um 25% gegenüber 1990 reduzieren und mit welchen erneuerbaren Energieträgern sie in Zukunft ihren Energiebedarf decken wollen. Das hätten wir auch gerne von Herrn von Twickel gewusst, angesichts der nicht in Frage gestellten Endlichkeit der fossilen und atomaren Energie - Ressourcen.

 

Zur Zeit sind die bekannten Techniken für die Nutzung erneuerbaren Energien die am weitesten entwickelten. In zwanzig bis dreißig Jahren ist vielleicht die Wasser-stofftechnik so weit, dass neue Wege der Nutzung erneuerbarer Energien gegangen werden können.  Allen Nachdenklichen ist klar, dass die Quelle aller erneuerbarer Energieformen die Sonne ist. Diese steht noch lange zur Verfügung. Sie schöpft ihre Energieausstrahlung aus der Kernfusion, deren Beherrschbarkeit durch den Menschen auch weiterhin mit vielen Fragezeichen versehen werden muss.

 

Dr. Wolfgang Köhnlein                            Paul Lülf-Niehoff

Geschäftsführer der Windkraftanlagen Baumberge GmbH & Co. KG

48329 Havixbeck, Ignatiusstr. 37