Leserbrief

Windkraft

Leserbrief „Aufwand steht in keinem Verhältnis“, 20.8.2004

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat John Kerry will im Falle eines Wahlsieges im November die Energieversorgung der USA unabhängiger vom Ausland gestalten. Unter anderem will er bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energie auf 20 Prozent anheben. Der Chef eines der größten Energiekonzerne der Welt, BP-Chef Lord Browne geht davon aus, dass der weltweite Energiebedarf bis 2050 zur Hälfte aus erneuerbaren Energien gedeckt werden kann. Gut dass, sich kurz von den Kommunalwahlen im September der Kandidat der FDP, Gerhard Stauff, und mit Abstrichen auch die CDU bezüglich ihrer Vorstellungen einer zukunftsorientierten Energiepolitik eindeutig äußern. Gerade der Mann, der als FDP-Kandidat gerne Landrat werden möchte, zeigt in seinem Leserbrief eine deutliche Verachtung aller erneuerbaren Energien.
Schon 2080, so hat die EU-Umweltagentur in Kopenhagen soeben prognostiziert, wird Schnee in Europa "nur noch im Geschichtsbuch stattfinden". Kinder, die heute auf die Welt kommen, werden am Ende ihres Lebens vergeblich auf Schnee warten. Vorboten der Klimaveränderung erleben wir auch in diesem Sommer 2004: das türkische Istanbul unter Wasser, das britische Boscastle weggespült, das französische Ardèche überflutet. In Europa wird die Klimakatastrophe noch schlimmer ausfallen als anderswo, befürchten die Wissenschaftler. Darauf hat der FDP-Kandidat keine Antwort! Die Menschen im Kreis Coesfeld sind da weiter. Das zeigen zwei Solarinitiativen, die die Friedensinitiative Nottuln gestartet hat und an der sich fast 100 Bürgerinnen und Bürger beteiligten: Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt über 200 KW werden installieren. Mit „Mode“ (Stauff) haben die Teilnehmer der Initiative nichts am Hut. Sie wissen genau, dass nur eine Energiewende uns den Hauch einer Chance bietet, die Folgen der schon beginnenden Klimaveränderung noch einigermaßen erträglich bleiben zu lassen. So sehr die Politiker von gestern mit ihren Konzepten von vorgestern auch jammern: Die Erneuerbaren Energien legen weiter kräftig zu. Nach neuen Zahlen des Bundesumweltministeriums wurde im ersten Halbjahr 2004 in Deutschland erstmals 10 Prozent des Stroms aus regenerativen Energieträgern erzeugt. 2003 lag er noch bei 7,9 Prozent. Das heißt: 10 Prozent des Stromes muss nicht mehr atomar oder fossil erzeugt werden. Stimmt: Dies bedeutet noch nicht, dass schon ein Atomkraftwerk oder ein Kohlekraftwerk ganz geschlossen werden kann. Aber was durch Wind und Sonne produziert wird, muss nicht mehr in herkömmlichen Kraftwerken produziert werden.  So ersparen d
ie Windräder in Deutschland mit einer Leistung von etwa 12.000 Megawatt der Atmosphäre mittlerweile rund 13 Millionen Tonnen CO2. Das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) auch  mit seinem hohen Beschäftigungseffekt – 130000 Menschen arbeiten zurzeit schon in diesem Bereich – ist dafür die Grundlage. Und es ist ein Exportschlager geworden. Einen Landrat, der diese Zusammenhänge nicht kennt, kann der Kreis Coesfeld nicht gebrauchen. 

 

Mit freundlichem Gruß
Robert Hülsbusch
Rudolf-Harbig-Str. 49
48301 Nottuln