Leserbrief an die Westfälischen Nachrichten

als Reaktion auf den Beitrag von Herrn Gertz am 4. 1. 2003

 

Eine Diskussion über das Für und Gegen alternativer Energieerzeugung lohnt sich immer, wenn sie von Sachlichkeit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber zukünftigen Generationen geprägt ist. Gerade diese notwendige Sachlichkeit vermissen wir häufig bei den Gegnern der Windenergienutzung in der lang anhaltenden Leserbriefdebatte.

In dem Beitrag von Herrn Gertz vom 04. 01. 2003 wird als Fakt behauptet, dass nur 1% des derzeitigen Strombedarfs aus Windenergie stammt. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, dass zur Zeit etwa 4% des benötigten Stroms in der Bundesrepublik aus Windenergie gedeckt werden. Übrigens in Irland sind es 7% und in Dänemark 15%. Dank der modernen Mess- und Regeltechnik und des großen Verbundnetzes können die Spitzenlast Kraftwerke, insbesondere Öl- und Gaskraftwerke, zeitnah den Wind- und Wetterbedingungen angepasst werden. Dadurch vermeidet nahezu jede durch Windkraftanlagen erzeugte kWh Strom die sonst anfallende Emission von klimarelevanten Schadstoffen.

Wir sind mit Herrn Gertz einer Meinung, was seine berechtigte Kritik an vieler Leute Fahrverhalten auf den Straßen, dem viel zu hohen Verbrauch fossiler Ressourcen und dem allgemeinen Trend nach immer mehr “Stand by”-Geräten anbelangt. Hingegen teilen wir seine Auffassung nicht, dass Windräder letztlich von den Stromverbrauchern finanziert werden. Geradezu abwegig ist seine Äußerung, moderne Windkraftanlagen würden bei Windstelle durch Strom aus dem Netz in Drehung bzw. “Schwung” gehalten. Wer unsere Windkraftanlagen auf dem Baumberg beobachtet, die mittlerweile fast neun Jahre in Betrieb sind, wird bemerken, dass es gelegentlich kurze Stillstandszeiten gibt, die Mühlen sich aber sonst entsprechend dem Windangebot variabel drehen.

Bedauerlicherweise stimmt es, dass die restriktive Politik der neuen konservativen Regierung in Dänemark zu einer drastischen Verminderung neu installierter Windkraftanlagen im Jahr 2001 geführt hat. Doch ist der Export von dänischen  Windkraftanlagen in 2001 und 2002 weiter gestiegen. In vielen Ländern der EU steigt der Ausbau der Windkraftoption deutlich, so in Frankreich, England, Spanien, Portugal und Griechenland. Angesichts der Prognosen über die Reichweite der fossilen Energievorräte ein sehr zu begrüßender, ja notwendiger Trend.

Wir haben lange vor der Installation der Windkraftanlagen auf dem Baumberg zusammen mit Herrn Koch aus Mettingen, der bereits seit 1982 die erste Netz gekoppelte Windkraftanlage in NRW betreibt, mit Herrn Gertz Gespräche geführt und seine Anlage im Industriegebiet in Nottuln besichtigt. Wir erfuhren damals, dass seine Anlage keine Zulassung für die Netzkopplung vom damaligen Stromversorger VEW bekam und als sogenannte “Inselanlage” in der Tat nur für die Wärmeerzeugung, und den Eigenbedarf genutzt werden konnte.

Unsere Anlagen auf dem Baumberg wurden ohne staatliche Fördergelder allein von den ca. 100 Kommanditisten aus der nähern und weiteren Umgebung finanziert. Den erzeugten Strom speisen wir in das Netz der RWE ein und erhalten eine gesetzlich festgelegte Vergütung. Mit dem Preis, den der Verbraucher für seinen Strom bezahlt, finanziert er die noch überwiegend fossilen Kraftwerke, den Einkauf des Energieträgers, den ganzen Verwaltungsaufwand und die Aufsichtsräte und nimmt die Umweltzerstörung, Luftverschmutzung und den Ressourcenverbrauch schweigend in Kauf.

Natürlich sind in dem Strompreis auch die Kosten für die Kernkraftwerke und den Abbau derselben sowie die Lagerung des atomaren Abfalls jedenfalls teilweise enthalten.  Dies sollte auch Herrn Gertz bekannt sein. Wie kann er dann von “erschlichenem Gewinn” sprechen, der von dummen Verbrauchern bezahlt wird!  Je nach Verbrauch zahlt der Stromkunde zur Zeit etwa 0,18 Euro pro kWh. In diesem Preis ist die Verteuerung durch den eingespeisten Strom aus Windkraftanlagen enthalten. Diese beträgt ca. 0,002 Euro pro kWh! Für einen Durchschnittshaushalt (vier Personen) ergibt das jährlich einen Betrag um 6 bis 8 Euro!

 

Dr. Wolfgang Köhnlein                                 Paul Lülf Niehoff

Geschäftsführer der Windkraftanlagen Baumberge GmbH & Co. KG